Schon bald nach der Katastrophe wurde ein Gedenkstein auf der Air Base errichtet. Dieser Stein fand bei den Hinterbliebenen aber keine Zustimmung.
Er war ohne Formalitäten nicht erreichbar
Man konnte sich dort nur unter Beaufsichtigung aufhalten
Der Gedenkstein enthielt keine Namen
Die deutsche Öffentlichkeit hatte keinen Zugang zu diesem Stein
Ende 1991 begann unsere Nachsorgegruppe, sich intensiv für die Errichtung eines zweiten Gedenksteines einzusetzen. Dabei stießen wir auf ungeahnten Widerstand. Nach jahrelangem Tauziehen und nur weil eine Mutter, deren Tochter am Flugtag getötet wurde, ein paar Quadratmeter Grundstück kaufte, war es uns möglich, einen zweiten Stein außerhalb der Air- Base zu errichten. Die Einweihung fand im August 1995 statt.
Endlich hatten wir einen Ort an dem wir "Gedenken" konnten.
Hinter der Zahl 70 standen nun auch Namen. Wie wichtig das ist, können manche nur begreifen, wenn bei den Namen die der eigenen Familie dabei stehen. Dieser Gedenkstein ist mir so wichtig, wie das Grab das ich pflege.
Jedes Jahr am 28. August gedenken wir der Katastrophe mit einer Feier an diesem Platz. Auch haben wir die Möglichkeit zur Unglückszeit genau an der Absturzstelle zu sein.
Die Trümmer der abgestürzten Maschinen befinden sich in einem Museum in Rimini. Auch dieser Ort ist mir wichtig. Es sind nur Wrackteile, die dort ausgestellt sind. Aber genau diese Metallstücke haben mein Leben und das Leben so vieler Familien verändert.
Mehrmals wöchentlich besuche ich das Grab von Carmen und Nadine. Es ist wichtig zu wissen wo ihre Körper sind. Äußerlich kann ich kaum mehr tun, als das Grab zu pflegen. Oft stehe ich davor und denke, dass es ist völlig unnatürlich ist, hier zu sein. Unnatürlich, weil sie viel zu jung waren um zu sterben. Aber: das Grab ist für mich nicht der wichtigste Ort, um zu Gedenken. Mein Leben hat sich in Ramstein verändert. Dort habe ich Carmen und Nadine zum letzten Mal gesehen! Unser Gedenkstein steht in einem Wäldchen, direkt vor den Toren der Air-Base. Die startenden Flugzeuge fliegen direkt darüber. Es mag seltsam klingen, aber da ist der Ort, an dem ich am besten Gedenken kann.
Kann eine Homepage eine Gedenkstätte sein? Ich möchte diese Homepage mit einem Kreuz vergleichen. Einem Kreuz, das tausendfach an unseren Straßenrändern steht. Jedes dieser Kreuze soll an ein Schicksal erinnern. Solch ein Kreuz soll mahnen, aber es soll auch erinnern. Erinnern an eine Frau, einen Mann, an ein Kind.....Diese Kreuze stehen jeweils für den Verlust eines geliebten Menschen und für dessen Familie, die um diesen Mensch trauert.